Sind Sie bereit für einen Malinois ???
Die Anschaffung eines aktiven Hundes wie der eines Malinois sollte sehr gut überlegt sein. Erst recht, wenn man mit einem Malinois aus einer reinen Arbeitslinie liebäugelt. Hier sollten die Argumente der Anschaffung nicht auf das Aussehen beruhen oder weil er einen geraderen Rücken als der Deutsche Schäferhund hat, sondern man sollte sich vielmehr die Frage an sich selbst stellen, ob man den Bedürfnissen dieser Rasse auch gerecht werden kann.
Der Malinois ist ein Arbeitshund und sollte seine genetische Veranlagung dazu auch ausleben dürfen. Ein Malinois, der nicht angemessen seiner Veranlagung ausgelastet wird, wird sich andersweitig eine Aufgabe suchen, die ihn ausfüllt. Leider deckt sich die Entscheidung des Hundes nicht immer mit den Vorstellung seines Besitzers. So ist ein Umdekorieren des Hausstandes keine Seltenheit und das kleinere Übel. Aber eine gesteigerte Leinenaggression oder erwachte Ressourcenverteidigung mit territoritalem Verhalten, wie auch Angehen gegen den eigenen Hundeführer, stellt für jeden Anfänger eine riskante Situaion dar und macht fachliches Eingreifen erforderlich, um Schäden von sich selbst und von anderen abzuwenden.
Der Malinois ist nicht gleich Malinois. Denn auch in dieser Rasse gibt es unterschiedliche Zuchtstämme, die sich in Schönheits- und Gebrauchshundelinien trennen. Es ist zwar eine Rasse, aber das Verhalten der Linien ist von Grund auf verschieden. Die einen wurden als Schöhnheitsideal gezüchtet und die anderen wiederum für den Gebrauch. Aber auch in den Gebrauchshundelinien lassen sich Unterschiede in der Arbeitsbereitschaft und Wesen feststellen. Je nach Zusammenführung verschiedenartiger Zuchtlinien-Stämme (Belgische, Französische, Tschechische, Deutsche Blutlinien) werden Malinois mit unterschiedlichen Triebpotentialen geboren, die auf bestimmte Reize mehr oder weniger extrem reagieren. Aber nicht nur die genetische Komponente ist ausschlaggebend für einen geeigneten Welpen, sondern ebenso auch die Aufzucht beim Züchter.
Ein seriöser Züchter kann nicht nur die Abstammung seiner eigenen Zuchthündinnen deuten, sondern kennt sich im Allgemeinen auch sehr gut in den Blutlinien verschiedener Zuchtstämme eines Malinois aus. Im besten Fall kann er Ihnen Wesensmerkmale der Ahnen aus der Ahnentafel bis in mehrere Generationen zurückliegend erklären. Schon bei der Anpaarung zweier Elterntiere kann dieser das Potential und Charakterzüge der Nachkommen abschätzen. Während der Aufzucht sammelt der Züchter zusätzliche Informationen über das Verhalten seiner Welpen und kann über die spätere Verwendung und Eigenschaften sehr gut Auskunft geben.
Sollten Sie überlegen, ob der Malinois als Hund für Sie in Frage käme, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.
Eine tragische Geschichte zum Nachdenken !!!
Die traurige Geschichte von unserem Coockie...
Ein unverstandener Jungmalinois, der mit nur 2 Jahren eingeschläfert wurde...
Coockie wurde mit seinen 6 Geschwistern am 19.07.2018 aus der Verbindung von Bugatti vom Scheidgraben mit Hot vom Zabelstein geboren. Beide Elterntiere sind sehr wesensfeste und freundliche Hunde, die diese Eigenschaft auch an die Nachkommen weitergegeben haben.
Der ganze Wurf zeigte sich während der Aufzucht aktiv, freundlich, an seiner Umwelt sehr interessiert und war an allem und jeden gegenüber sehr aufgeschlossen. Alle Welpen in diesem Wurf wurden in Arbeitshände vermittelt. Auch Coockie stand der Weg zur Ausbildung im IGP-Sport (Schutzhundesport) bevor. Leider hatte sich bei Coockie ab der 6. Woche ein Rückbiss entwickelt, welches im Vorfeld und bei der Abgabe weitreichend mit den neuen Besitzern erörtert wurde. Für uns war diese Situation auch neu, hatten wir bis Dato doch immer einwandfreie Welpen. Nach Abwägung des Für und Wider, ob dieser Hund überhaupt den Sport gewachsen ist, kam Coockie, wie vorgesehen, zu einer talentierten jungen Hundeführerin.
Leider war die Freude des Einzuges nur von kurzer Dauer, denn der Rückbiss blieb unverändert und mit einer angeratenden Zahnbehandlung entschied man sich den Hund im Alter von 4,5 Monaten an uns zurück zu geben. Wir nahmen unseren Coockie vor den Weihnachtstagen 2018 liebevoll wieder in unsrem Rudel auf und er freute sich wie Bolle, als er in unser Auto am Tag der Abholung einstieg. Da der Tierarzttermin von den Vorbesitzern ausgemacht war, nahmen wir den Termin auch mit Coockie wahr. Ihm wurden Brackets an den Backenzähnen geklebt, um den Fangzahn nach hinten zu ziehen. Diese Methode hielt sage und schreibe ganze zwei Tage bevor die Brackets wieder abfielen... Um sich eine fundierte fachkundige Meinung bei einem Tierfachzahnarzt einzholen, vereinbarten wir einen Termin, bei den mittlerweile verstorbenen Herrn Dr. Dr. Fahrenkrug, in Hamburg. Einer der besten Spezialzahnärzte für Tiere, die es je in Norddeutschland gab. Hr. Fahrenkrug war geschätzt für seine Expertise, ehrlichen Worte und als warmherziger Mann, der keinem Patienten das Geld für eine Behandung aus der Tasche zog. Als wir ihm Coockie zur Erstuntersuchung vorstellten, meinte er gleich, dass man die zuvor gemachte Therapie durchaus machen könne, man kann es aber auch sein lassen, da die Chancen bei einen jungen und aktiven Hund eher schlecht stehen, als dass die Brackets für die vorgesehene Tätigkeit halten würden...
Herr Dr. Dr. Fahrenkrug veranlasste keine weiteren Maßnahmen und empfahl uns, dass der Hund auf einen harten Gummiball herumkauen und zerren sollte, damit die Fangzähne aneinder vorbei gehen. Gesagt getan und im Nachhinein hatten wir keinerlei Probleme damit. Er konnte mit seinen Zähnen problemlos Futter aufnehmen, fressen, spielen, beißen...
Um Coockie gute Vermittlungschancen nach seiner Rückkehr bei uns bieten zu können, lernte er bei uns neben das 1x1 der Hunderziehung auch die Anfänge im Fährten, Unterordnung, Apport und erste Übungen im Schutzdienst kennen. Auch war er immer beim Rettungshundetraining mit dabei und liebte es andere Leute und Hunde kennenzulernen und mit ihnen zu spielen.
Coockie bleib mehrere Monate bei uns, bevor er zur Vermittlung frei stand. Doch trotz unserer Bemühungen und Auswahl der Interessenten, die allesamt hundeerfahren waren, ging dieser kleine Bursche durch mehrzählige Hände, da sie anscheinend alle den Character sowie Tatendrang dieser Rasse unterschätzt hatten. Tja was soll man dazu noch sagen, außer dass sie alle einen Malinois haben wollen, aber ihm leider nicht gerecht wurden...
Schon als wir die Suche aufgeben und Coockie bei uns im Rudel belassen wollten, fanden wir im Mai 2019 doch noch einen erfahrenen Hundesportler, der zuvor Deutsche Schäferhunde im Schutzhundesport ausgebildet hatte und Coockie eine Chance geben wollte. Im neuen Zuhause angekommen, überzeugten auch wir uns vom häuslichen Umfeld sowie von der gemeinsamen Arbeit auf dem Hundeplatz. Wir waren eigentlich sehr zuversichtlich, dass er einen Endplatz gefunden hat. Doch, wie sich im September 2020 herausstellte, blieb Coockie dort nur für ein Jahr und wurde ohne unser Wissen im März 2020 nach Dänemark als Diensthund verkauft.
Als wir nach den Gründen zum Verkauf beim Vorbesitzer anfragten, hat sich dieser am Telefon von seiner Frau verleugnen lassen und hüllt sich bis heute in Schweigen.
Coockie kam also über einen sogenanten Hunde- Einkäufer nach Dänemark und sollte neben der klassischen Schutzhundeausbildung auch die Sprengstoffsuche durchlaufen. Leider wurden aufgrund der Corona-Pandemie alle Lehrgänge abgesagt, so dass die Ausbildung nicht begonnen werden konnte. Coockie wurde somit in die Zwingeranlage abgestellt, wo er Tag ein und Tag aus unter der Einsamkeit litt und nur am Bellen war. Coockie kannte das allein sein gar nicht und erst recht keinen Zwinger. Da der vorgesehene Diensthundeführer noch seinen alten Hund führte und dieser unverträglich mit anderen Hunden war, wurde für Coockie eine Lösung gefunden. Eine Familie, die schon einen Malinois im Schutzhundesport ausgebildet hatten, dieser aber verstorben war, nahmen Coockie außerhalb der Arbeitszeiten zu sich auf. So war Coockie tagsüber mit dem Diensthundeführer zusammen und wurde Abends der Familie übergeben.
In dieser Zeit gelang es mir auch den Kontakt nach Dänemark und zur Familie herzustellen.
Als im Sommer der alte Diensthund verstarb, konnte Coockie zum Diensthundeführer ziehen. Doch schon nach einigen Tagen stellte Coockie dessen Wohnung auf dem Kopf und es gab wohl in Folge dessen ein Handgemenge zwischen den beiden. Danach wollte der DHFhr Coockie nicht mehr behalten und er wurde ausgemustert. Auch vor dem Hintergrund, dass wegen anhaltender Pandemie weiterhin keine Lehrgänge stattfinden würden.
Die Familie, die Coockie ursprünglich betreute, setzte sich dafür ein, dass er wieder bei ihnen einziehen durfte. Doch mussten sie sich in den Wochen eingestehen, dass Coockie sich verändert hatte und nicht mehr der war, den sie zuvor kannten. Nach Erzählungen soll Coockie extrem auf Bewegungsreize, wie auf Jogger, Fahrradfahrer, spielende Kinder... reagiert haben, so dass er kaum für den Besitzer zu händeln war. Auch soll es Situationen gegeben haben, wo sich Coockie gegen den Besitzer entladen hat.
Leider wurden wir in diese Problematik nicht rechtzeitig eingeweiht und um Hilfe gefragt, obwohl wir ausgemacht hatten, dass wenn es die Pandemie erlaubt und man wieder nach Dänemark einreisen könne, Coockie besuchen wollten. Doch dazu kam es leider nicht. Stattdessen erreichte mich im September eine sehr traurige Nachricht, dass sie alles versucht hätten, aber jetzt nur noch eine Leere herrschte. Auf meine Nachfrage erfuhr ich die Umstände, die dazu geführt haben, dass Coockie eingeschläfert wurde.
Was war passiert?
Auf einen Spaziergang mit der Ehefrau, hatte Coockie einen Jogger gebissen, der dicht an der Frau vorbeigelaufen war. Es ließ sich leider nicht nachvollziehen, aus welcher Motivation der Angriff kam. Auch die Art der Verletzung bleibt mir verborgen. Aufgrund der Gesetzeslage in Dänemark und der Vorgeschichte mit Coockie und seinen vielen Vorbesitzern, entschied man sich Coockie für immer seinen Frieden finden zu lassen.
Eine sehr traurige und fehlgeleitete Entwicklung eines junges Hundes, der im Ursprung ein freundlich und aufgeweckter Zeitgenosse war. In meinen Herzen bleibt Coockie unvergessen, aber auch mit großem Wehmut verbunden, ihm nicht vor dem Unheil bewahrt zu haben.